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Wir müssen PJlern zeigen, dass Chirurgie Spaß macht (08.07.2009)

Sie sind die erste chirurgische Chefärztin in der Region Stuttgart. Ist Ihnen das bewusst und sind Sie stolz darauf?

Ja, das ist mir schon bewusst und ich bin auch ein bisschen stolz darauf, klar. Für eine Frau ist es ist doch immer noch etwas schwerer, in diese Position zu kommen. Und es bedeutet doch einiges an Vorarbeit und Vorleistung, dorthin zu kommen. Jahre, in denen man Entbehrungen in Kauf nehmen muss.

War dieser Karriereschritt von der Oberärztin zur Chefärztin ein kleiner oder ein großer Schritt für Sie?

Das war ein großer Schritt und vom Alter her - ich bin jetzt 51 - der letzte Zeitpunkt, so etwas überhaupt anzugehen. In der vorherigen Klinik habe ich fast 20 Jahre gearbeitet und bin natürlich mit allen Abläufen und dem ganzen Personal vertraut gewesen. Hier leite ich jetzt eine Abteilung, die praktisch von Null aufgebaut wird. Also insofern war das für mich ein großer Schritt und ich bin glücklich darüber, dass ich das geschafft habe.

Sind Sie ein Vorbild für andere Frauen?

Ja, mit Sicherheit. In meiner alten Klinik war ich zum Beispiel als leitende Oberärztin ein Vorbild für einige Assistentinnen. Auch hier in der Klinik habe ich einige weibliche Mitarbeiterinnen, die es sicher motiviert zu sehen, dass man es in der Chirurgie zu etwas bringen kann. Und ich bin vielleicht auch Vorbild für meine Tochter, die jetzt im zweiten Semester Medizin studiert.

Gibt es für Sie einen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Führungskräften?

Ich selbst habe nur unter männlichen Führungskräften gelernt. In meiner Assistenzarztzeit haben mich männliche Oberärzte angeleitet und ich habe auch nur männliche Chefs gehabt. Sie haben es vielleicht der Stuttgarter Zeitung entnommen, das war mein Vater und Herr Professor Bittner.

In ihren Anfängen war Dr. Kraft die einzige Frau in der Abteilung, heute bewerben sich bei ihr mehr Frauen als Männer auf eine ausgeschriebe Stelle.Foto: Bethesda Krankenhaus Stuttgart gemeinnützige GmbH
In ihren Anfängen war Dr. Kraft die einzige Frau in der Abteilung, heute bewerben sich bei ihr mehr Frauen als Männer auf eine ausgeschriebe Stelle.

Machen Sie als weibliche Führungskraft etwas anders?

Ich denke schon, dass ich mich in meiner Führungsrolle als Frau etwas von den Männern unterscheide. Uns Frauen werden andere Eigenschaften nachgesagt. Wir haben mehr Einfühlungsvermögen, uns in die Wünsche und Belastungen der Assistenten eindenken und einfühlen zu können. Insgesamt sind wir Frauen nicht so hart und nicht ganz so streng und fragen auch mal nach, warum ein Assistent etwas nicht schafft. Während die männlichen Führungskräfte in dieser Situation eher von oben herab diktieren.

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie schreibt, dass sie Frauen fördern würden und dafür sorgen möchten, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen. Sehr lobenswert, doch der Grund für diesen Vorstoß liegt letztendlich im Nachwuchsmangel oder wie sehen Sie das?

Sie haben sicherlich Recht, dass man sich jetzt mehr auf die Frauen stürzt, liegt natürlich zum einen am Nachwuchsmangel. In der Chirurgie zeichnet er sich schon eine Weile ab. Die Chirurgie hat vielleicht früher mehr Renommee gehabt. Heute erkennen die Medizinstudentinnen und -studenten, dass die Chirurgie wenig Freizeit lässt und sowohl körperlich als auch psychisch anstrengend ist. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass der Anteil an Medizinstudentinnen immer höher wird. Das hat sich inzwischen auch in die Assistenzarztzeit fortgesetzt. Während ich früher, als ich angefangen habe, nur männliche Vorgesetzte und Kollegen gehabt habe, haben sich jetzt auf die kürzlich ausgeschriebenen Assistenzarztstellen fast nur Frauen beworben!


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