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Alternative Medizin Gesund ohne Operation – so geht\'s (08.09.2009)

Nicht alle von Ärzten angeordneten Operationen sind nötig. Neue Verfahren ersetzen oftmals chirurgische Eingriffe, Narkosen und Narben könnten vermieden werden. Doch nicht immer raten die Ärzte zu den alternativen Wegen – weil ihnen das Wissen fehlt oder eine Operation schlicht mehr Geld in die Kassen spült. B.Z. erklärt, welche OPs überflüssig sein können, weil auch sanftere Therapien zum Ziel führen.
► Bandscheibe
In Deutschland werden jährlich 100.000 Operationen an der Bandscheibe durchgeführt. „80 Prozent davon sind medizinisch völlig überflüssig“, sagt Dr. Martin Marianowicz vom Münchner Zentrum für Moderne Orthopädie, einem der renommiertesten Rückenexperten. Rückenbehandlungen verschlingen in Deutschland jährlich 35 Milliarden Euro. Marianowicz analysierte in einer Studie 12000 Fälle, sein Ergebnis: „Die Entscheidung zu operieren, wird hierzulande völlig verfrüht, unbedacht und meist aus bedenklichen Interessen getroffen.“ Der Doktor plädiert dafür, abzuwarten. „In der Regel besiegt der Körper, begleitet von einer guten Therapie, den Schmerz eines Bandscheibenvorfalls innerhalb von sechs bis zwölf Wochen selbst – ohne bleibende Beschwerden.“

► Schilddrüse
Ein Drittel aller Deutschen hat einen Knoten an der Schilddrüse, nur die meisten wissen nichts davon. In den meisten Fällen ist diese Wucherung gutartig, nur in zwei bis fünf Prozent der Fälle liegt ein Tumor vor. 100.000 Menschen unterziehen sich jährlich einer Operation an der Schilddrüse, der Großteil wegen eines Knotens. „Nur ein Fünftel der entdeckten Schilddrüsenknoten muss überhaupt operiert werden“, sagt Professor Ralf Paschke von der Universitätsklinik Leipzig. Sein Vorwurf: Vor der OP wird die Diagnostik vernachlässigt, u.a. findet die sogenannte Feinnadelpunktion meist nicht statt. Hier fehlt den Ärzten oft das Training, zudem werden die Voruntersuchungen schlecht honoriert. Paschkes Forderung: Jeder, der zur Operation geht, muss vorher mit der Feinnadel punktiert werden. So werden viele OPs überflüssig.

► Heller Hautkrebs
In Deutschland erkranken jährlich 240.000 Menschen am sogenannten hellen Hautkrebs. Er tritt zumeist an nicht sonnengeschützten Stellen des Körpers auf und beginnt zu wuchern. Früher war eine OP nötig, heute kann die Vorstufe mit einem speziellen Gel (über acht bis zwölf Wochen) praktisch weggecremt werden. An der Charité nutzt Professor Eggert Stockfleth zudem eine Methode, in die Haut zu blicken, ohne sie aufzuschneiden. Mit der Kombination dieser Verfahren können die Hälfte aller Operationen eingespart werden.

► Amputation bei Diabetes
Bei Diabetikern werden jährlich bis zu 40.000 Fuß-Amputationen durchgeführt, das sind 70 Prozent aller Fußamputationen in Deutschland. Experten schätzen: Die Hälfte davon ist vermeidbar. „Die Amputationen sind Folgen von nicht heilenden Wunden am Bein“, so die Deutsche Diabetes Gesellschaft. „Solche Wunden können bei mehr als der Hälfte der betroffenen Diabetiker innerhalb von sechs Monaten in einer spezialisierten Fußbehandlungseinrichtung erfolgreich behandelt werden.“ Der Verband plädiert für ein bundesweites Netz von zertifizierten Fußbehandlungseinrichtungen.

► Mandeln
In den vergangen 20 Jahren wurden die Mandeln gern „vorsorglich entfernt“. Eine nicht ungefährliche Operation. In Österreich starben in 2006 sechs Kinder infolge von Nachblutungen nach der Operation. Nicht erst seitdem ist die Mandelentfernung umstritten. Für eine Operation von Kindern unter sechs Jahren sollen künftig strengere Indikationen gelten. Fest steht: Als Infektabwehr spielen die Mandeln eine wichtige Rolle. Akute Mandelentzündungen lassen sich gut bekämpfen, eine OP ist nur bei chronischen Entzündungen nötig. Indikation dafür: Über mehrere Jahre muss mindestens dreimal jährlich eine Entzündung aufgetreten sein.

► Nierensteine
Mit jährlich rund 1,2 Millionen Betroffenen zählen Harnsteine zu den Volkskrankheiten in Deutschland. Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Operiert werden muss schon lange nicht mehr. Seit 26 Jahren gilt die Stoßwellenlithotripsie zur Zertrümmerung der Nierensteine im Inneren als Standardmethode in der klassischen Medizin. „98 Prozent werden auf diese Weise entfernt. Abhängig von der Größe der Steine kann auch minimal-invasiv mit einem Endoskop gearbeitet werden. Reine Harnsäuresteine können mit Medikamenten aufgelöst werden“, sagt Professor Kurt Miller, Direktor der Kliniken für Urologie an der Charité. Ruhende Steine müssen keinesfalls operiert werden.

► Knie-Operationen
550.000 Knie-Operationen werden jedes Jahr in Deutschland durchgeführt. „Über 50 Prozent davon sind nicht notwendig“, sagt Professor Hans Pässler vom Zentrum für Knie- und Fußchirurgie Heidelberg. Vor allem bei Meniskusproblemen werden größtenteils falsche Diagnosen getroffen. „Dabei spielen natürlich auch ökonomische Aspekte eine wichtige Rolle. Schließlich müssen die Ärzte ja auch ihre Praxismieten bezahlen und entscheiden daher oftmals für teure Operationen“, so Pässler. Der Experte rät bei Knie-Schmerzen zu einfachen Hausmitteln wie Quarkumschläge oder zu Physiotherapie.

► Prostatakrebs
Das Prostatakarzinom ist der häufigste Krebs des Mannes. Jährlich erkranken rund 58.000 Männer an diesem Krebs. Für 20 Prozent bedeutet diese Diagnose die operative Entfernung der Vorsteherdrüse. „Ab einem Lebensalter von 70 Jahren wird meist von der Operation abgesehen“, erklärt Professor Kurt Miller, Direktor der Kliniken für Urologie an der Charité. Der Krebs wächst oft nur langsam. Es stehen zudem sanftere Alternativen zur Verfügung – etwa die radioaktive Zerstörung der Krebszellen.

► Gallenblase
190.000 Gallenblasenoperationen werden jährlich in Deutschland durchgeführt. Jeder vierte Deutsche leidet darunter, etwa die Hälfte lässt sich operieren, ohne dass ihre Gallensteine Probleme bereiten. Professor Marko Büchler, Chef der Chirurgie am Uniklinikum Heidelberg: „Nur ein Fünftel der Steinträger leidet an Koliken, wenn ein Stein einen Gallengang verstopft. Nur dann ist eine OP wirklich nötig. Stille Steine brauchen nicht behandelt zu werden.“ Die meisten Gallensteine entstehen durch Übergewicht und zu fettreiches Essen. Durch eine normal gesunde Lebensweise kann man ihnen gut vorbeugen.

► Gebärmutter
„Bis zu 90 Prozent der Gebärmutterentfernungen sind unnötig“, sagt Dr. Claus Peter Möller von der Tagesklinik Altonaer Straße in Hamburg. 100.000 solcher Eingriffe werden jedes Jahr bei deutschen Frauen durchgeführt. Anstatt die Gebärmutter ganz zu entfernen, können Techniken wie das Abtragen der Schleimhaut durch Verödung oder das Einsetzen einer Hormonspirale beim Gynäkologen infrage kommen. Nur etwa ein Prozent der Patientinnen wird derzeit auch dementsprechend behandelt. „Schuld ist die Ausbildung im Krankenhaus. 80 Prozent aller Kliniken führen keine Gebärmutterspiegelung durch, weil sie schlicht die nötigen Geräte dafür nicht haben“, so der Arzt.

Quelle: BZ


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