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Die Sextest-Lüge (21.09.2009)

Noch immer heißt es: Was ist dran an den Gerüchten, die 800-Meter-Weltmeisterin Caster Semenya sei gar keine Frau, sondern möglichweise ein Zwitter? Bislang hatte der südafrikanische Leichtathletikverband (ASA) derartige Berichte stets heftig dementiert, gar von einem \"dritten Weltkrieg\" gesprochen.

Doch nun gibt es eine neue Wendung. Der Verband knickt ein und bestätigt erstmals, bereits vor der WM in Berlin einen Geschlechtstest bei Semenya vorgenommen zu haben. Gleichzeitig räumte ASA-Präsident Leonard Chuene ein, Empfehlungen seiner eigenen Mediziner ignoriert zu haben, die 18-Jährige in Berlin nicht starten zu lassen.

Chuene entschuldigte sich dafür, diesen Test bislang öffentlich dementiert zu haben. Das sei eine \"Fehleinschätzung\" gewesen, sagte er auf einer Pressekonferenz in Pretoria. Er habe \"ihre Privatsphäre schützen wollen\".
Der stellvertretende Sportminister des Landes, Gert Oosthuizen, forderte am Sonntag Chuenes Entlassung. \"Mr. Chuene hat nicht nur uns als Ministerium angelogen, sondern das ganze Land. Das ist nicht akzeptabel\", sagte Oosthuizen.

Nach Darstellung des ASA-Präsidenten spielte sich vor der WM Folgendes ab: Schon am 7. August - zwölf Tage vor dem 800-Meter-Finale - habe die ASA die Läuferin auf Bitten des Weltverbandes IAAF hin in Pretoria zu einem Geschlechtstest geschickt. Das Ergebnis allerdings, so Chuene, läge bis heute nicht vor.

Deshalb habe er auch \"keine Basis\" für einen WM-Rückzug Semenyas gesehen, sagte Chuene. Auch wenn ihm der südafrikanische Teamarzt Harold Adams nach der Ankunft in Berlin geraten habe, die 18-Jährige von der WM zurückzuziehen.

Adams hätte Angst vor dem gehabt, was nach dem 800-Meter-Finale tatsächlich aufkam: öffentliche Zweifel an der Weiblichkeit Semenyas. Nach Angaben von Chuene hätten sogar zwei IAAF-Mediziner den Südafrikanern empfohlen, eine Verletzung der 18-Jährigen vorzutäuschen, um sie nicht ins internationale Scheinwerferlicht geraten zu lassen.

Doch allen Ratschlägen zum Trotz ließ Chuene die muskulöse 18-Jährige dennoch starten zu lassen. \"Ich konnte doch nicht aufgrund von Gerüchten handeln\", verteidigte er seine Entscheidung.

Er wollte ihr nicht die Chance nehmen, \"der Welt ihr Talent zu zeigen\". Hätte man Semenya nicht erlaubt, zu laufen, \"hätten wir doch alle Außenstehenden darin bestätigt, dass dieses Mädchen nicht normal ist\", sagte Chuene.

Trotz seines Eingeständnisses, sie schon vor dem WM getestet zu haben, griff der ASA-Präsident erneut die IAAF an. Einen zweiten Test während der Weltmeisterschaften öffentlich zu machen, sei eine Diskriminierung Semenyas gewesen, sagte er. In dieser Sache müsse die IAAF \"noch viele Fragen beantworten\".
Der Weltverband hatte in Berlin noch vor Semenyas WM-Sieg am 19. August einen Geschlechtstest bei ihr angeordnet. Hintergründe waren die männliche Erscheinung der Südafrikanerin und ihre rapide Leistungsentwicklung.

Die IAAF will die Ergebnisse des Tests nicht vor November öffentlich machen, doch verschiedene Medien berichteten bereits, dass Semenya ein Zwitter sei. Die ASA und Südafrikas Sportminister Makhenkesi Stofile hatten darauf zunächst sehr scharf reagiert und den Test am 7. August stets dementiert.

Völlig offen ist noch, welche Konsequenzen das Sextest-Ergebnis haben könnte. Verliert die Läuferin ihre Goldmedaille? Darf sie auch in Zukunft bei den Frauen starten?

Die IAAF hatte unterstrichen, dass auch eine Bestimmung von Semenya als Zwitter nicht zwangsläufig zu einer Aberkennung des WM-Titels führen müsste. Das Thema soll im IAAF-Council am 20./21. November in Monaco besprochen werden.

sueddeutsche.de


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