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Poker um neue Löhne bei Elblandkliniken (19.12.2010)

Essen bringen, Betten aufschütteln, Fieber messen: Die Arbeit einer Fachkrankenschwester im Radebeuler Krankenhaus ist die gleiche wie die einer Berufskollegin in Riesa. Nur der Gehaltszettel sieht anders aus – um rund 100 Euro unterscheiden sich die Löhne, sagt die Gewerkschaft Verdi.

Köchen, Laboranten, Reinigungskräften, Physiotherapeuten und Rezeptionisten gehe es da nicht anders. Damit soll nun Schluss sein, fordert Verdi und will für jede Berufsgruppe gleiche Tarife – egal, ob die Mitarbeiter in Radebeul, Riesa, Großenhain oder Meißen tätig sind. Nach den Streiks vor einem Monat verhandeln Klinikleitung und Gewerkschaft seit diesem Montag wieder. Es geht um die Löhne von mehr als 2.000 Mitarbeitern. „Das erste Mal haben die Elblandkliniken ihre starre Haltung aufgegeben und sind bereit zu reden“, sagte Gewerkschaftssekretärin Monika Conrad. Bis April seien sechs Termine vereinbart worden. Zudem seien Klinikmitarbeiter, die an den Verhandlungen teilnehmen, für diese Zeit von der Arbeit freigestellt worden. Im Gegenzug sicherte Verdi der Klinikleitung keine unangekündigten Streiks zu.

Ganz so harmonisch, wie der erste Verhandlungstag wirkte, dürfte er für Verdi aber nicht gewesen sein: Um die Gespräche nicht zu behindern, klammerten die beiden Kontrahenten zunächst aus, für wen das gelten wird, was sie nun aushandeln. Dabei ist gerade das der Knackpunkt. Die unterschiedlichen Tarife innerhalb einer Berufsgruppe sind nämlich auf die Ausgliederung jener Branchen zurückzuführen, die nichts unmittelbar mit der medizinischen Betreuung der Patienten zu tun haben – Köche, Reinigungskräfte, Techniker.

So gibt es mittlerweile sechs Tochtergesellschaften, die alle unter dem Dach der Elblandkliniken stehen (siehe Kasten). Und: Das Großenhainer Krankenhaus wird 2012 abgerissen. Werden deren Mitarbeiter berücksichtigt? Doch nicht nur gleiche Tarife fordert Verdi. Auch die Höhe der Löhne steht zur Debatte. Das Gehalt soll leicht über den Branchenniveaus liegen.

Klinikpersonal strömt zu Verdi

Dem Konzern soll dadurch kein finanzieller Schaden entstehen, sagt Monika Conrad. „Schaut man sich den Überschuss in der Bilanz an, muss das auch niemand befürchten.“ Zudem könne die Führungsetage nun gezwungen sein, die Prämien für Führungskräfte zu überdenken und sich in Enthaltsamkeit zu üben. Die Klinik äußerte sich gestern nicht zu den Gesprächen. Bereits 2009 hatten die Kliniken mit dem Marburger Bund einen Haustarifvertrag für Ärzte abgeschlossen. Deshalb blieben der Gruppe dieses Jahr Streiks erspart.

Die Forderung nach einem Manteltarifvertrag kann Andreas Werblow nicht nachvollziehen. Er ist Mitglied des Gesundheitsökonomischen Zentrums an der Universität Dresden und sagte: „Das läuft dem Sinn der Ausgliederung völlig zuwider. Schließlich gibt man Betriebszweige ab, um Personalkosten zu sparen.“ Ausgliederung sei nicht pauschal sinnvoll. So spiele die Größe des Unternehmens eine wichtige Rolle. Kleine Kliniken müssten keine eigene Küche betreiben.

Der Tarifpoker hilft Verdi: Waren im Oktober rund 750 Klinikmitarbeiter gewerkschaftlich organisiert, sind es nun mehr als 1.000. Am 28. Januar werden die Gespräche fortgesetzt.


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