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Der Bundeswehr fehlen Ärzte (18.04.2009)

Diese meist von den Terroristen selbst gebastelten Sprengsätze zerfetzen mit ihren unzähligen Splittern nicht nur Körperteile, sondern lösen auch großflächige Hautverbrennungen aus; wegen erhöhter Infektionsgefahr müssen die Betroffenen strikt isoliert werden. Im zivilen Bereich gibt es ähnliche Verletzungsbilder nicht, so dass normale Kliniken eine solche Behandlungsmöglichkeit nicht besitzen.

Speziell aus dem Afghanistan-Einsatz wurden in Koblenz jährlich zwischen fünf und zehn Schwerstverletzte in der Verbrennungseinheit behandelt, auch Soldaten, die Arme oder Beine verloren hatten. Seit September hat es in Afghanistan zum Glück keine Anschläge mit schwerstverletzten Deutschen mehr gegeben; noch hatte die Schließung also keine Folgen.

Die Bundeswehr will die Lücke durch einen Vertrag mit der Charité in Berlin schließen. Doch die dortigen Ärzte müssen Neuland betreten. Beobachter werten es als noch problematischer, dass Militärärzte nicht mehr am Patienten ausgebildet werden können. Werden sie in den Einsatz geschickt, fehlt ihnen wichtige Erfahrung.

Zuletzt hatte der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe in seinem Jahresbericht auf die Probleme der Sanitätstruppe hingewiesen. 120 junge Sanitätsoffiziere zogen internen Quellen zufolge 2008 enttäuscht ihre Uniform aus – spätestens 2013 droht der Bundeswehr daher großer Fachärzte-Mangel. Um zu sparen, wurde an den Bundeswehrkrankenhäusern zudem ziviles Personal abgebaut. So fehlen nun unter anderem Instrumentierschwestern, um Operationen durchzuführen. In Koblenz soll sogar der eigene Rettungshubschrauber mit einem Schwerverletzten abgewiesen worden sein, weil keine Operationskapazität mehr vorhanden gewesen sei.

Die Bundeswehr versucht, den Aderlass an Ärzten – nach offiziellen Angaben waren es im vorigen Jahr 97 – mit einer Solderhöhung von monatlich 600 Euro zu stoppen. Doch zivile Kliniken zahlen mehr; zudem droht dort kein gefährlicher, strapaziöser Auslandseinsatz. So zahlen die Ausscheidenden der Bundeswehr widerspruchslos ihre Ausbildungskosten von bis zu 120 000 Euro zurück.

Auch die Nachwuchsgewinnung klappt nicht mehr: Statt jährlich 50 bis 60 meldeten sich 2008 nur noch 27 geeignete Ärzte. Nach Angaben des Bundeswehrverbandes sind zurzeit 2400 Ärzte bei den Streitkräften beschäftigt, 430 fehlen. Je mehr Mediziner die Truppe verlassen, desto größer wird die Belastung für die verbleibenden. Das Verteidigungsministerium hat inzwischen eine Arbeitsgruppe gebildet, um die kritische Lage zu entschärfen.
Quelle: Rheinische Post


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