. .

Erfahren Sie die aktuelle Neuigkeiten

Aktuelle News hier!


Ärzte wehren sich gegen Klinik-Pläne für ein MVZ (17.04.2009)

Bad Oldesloe -

Er könne sich vorstellen, Kassenzulassungen niedergelassener Ärzte zu übernehmen. Was Dr. Achim Rogge, neuer Geschäftsführer der Asklepios-Klinik Bad Oldesloe, in der vergangenen Woche gegenüber der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes als eines von mehreren denkbaren Modellen für die Zukunft des ehemaligen Kreiskrankenhauses beschrieben hat, erfüllt Stormarner Ärzte mit Sorge. \"Medizinische Versorgungszentren sind am Boomen\", sagt der Oldesloer Internist Hubertus Tesdorpf, \"und die Freiberuflichkeit geht dabei den Bach runter.\" Sein Trittauer Kollege Dr. Bertram Reimann sagt: \"Die großen Konzerne greifen jetzt in unseren Honorartopf hinein.\"

Es sind trotzdem unterschiedliche Befürchtungen, die beide Mediziner zu ihrer Einschätzung bewegen. Während Tesdorpf, quasi ein Nachbar der Klinik, Konkurrenz für die Fachärzte im Norden des Kreises befürchtet, sieht sein Kollege im 30 Kilometer entfernten Trittau für die dort niedergelassene Ärzteschaft eine andere Gefahr: Die Klinik könnte Facharztsitze aus der ländlichen Region abziehen und in Bad Oldesloe bündeln. Die Versorgung der Patienten müssten dann die verbliebenen Mediziner vor Ort sicherstellen - ohne dafür extra Honorar zu bekommen. Reimann: \"Denn wer will schon 30 Kilometer zu seinem Arzt fahren?\"

Klinik-Geschäftsführer Dr. Rogge ist unterdessen darum bemüht, derlei Befürchtungen gar nicht erst aufkommen zu lassen. Eine Übernahme von Kassenzulassungen werde nur in Abstimmung mit den niedergelassenen Ärzten geschehen, und auch nur dann, wenn für eine Praxis kein Nachfolger gefunden werden können, betont er.

Nach Einschätzung des Trittauers Dr. Reimann ist das eine Konstellation, die in der Praxis niemals eintreten wird: \"Probleme, einen Nachfolger zu finden, haben eigentlich nur die Hausärzte auf dem Land. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Asklepios an Hausarzt-Zulassungen interessiert ist.\" Facharzt-Zulassungen seien hingegen sehr begehrt in Kreisen der niedergelassenen Ärzte. \"In diesem Bereich gibt es kein Nachfolger-Problem\", sagt er.

Allerdings seien niedergelassene Ärzte frei in ihrer Wahl, an wen sie ihre Praxis verkaufen beziehungsweise ihre Zulassung weitergeben, so Marco Dethlefsen, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein. Er sagt: \"Wenn es einem Arzt auf den besseren Preis ankommt, wird er sich für das höhere Angebot entscheiden.\" Dass Klinikkonzerne Zulassungen kauften, komme in jüngster Zeit häufiger vor in Schleswig-Holstein.

Ein Vorstoß der Oldesloer Ärzte, sich dagegen zu wehren, liegt offenbar gerade auf Eis. Hubertus Tesdorpf, der auch stellvertretender Vorsitzender des Regionalen Praxisnetzes Bad Oldesloe/Reinfeld mit 35 Ärzten in beiden Städten ist, sagt: \"Wir hatten mit dem bisherigen Geschäftsführer der Asklepios-Klinik, Andreas Tüting, eine unterschriftsreife Vereinbarung vorbereitet. Die sah vor, dass Facharztsitze nur dann vom Krankenhaus übernommen werden, wenn das Praxisnetz damit einverstanden ist.\" Zu einer Unterzeichnung sei es aber nicht gekommen. \"Unmittelbar vorher ist Herr Tüting abgesetzt worden\", sagt Tesdorpf. Der Nachfolger sei noch nicht ans Praxisnetz herangetreten. \"Diesen Schritt werden wir wohl bald mal tun.\"

Bis auf weiteres machen die Oldesloer Ärzte offenbar, was sie schon seit längerem tun: Sie weisen ihre Patienten in Krankenhäuser in Lübeck, Hamburg und Bad Segeberg ein, nicht jedoch in die Klinik an der Schützenstraße. Darin sehen sie ihr Druckmittel. Sie sind zwar gehalten, die nächstgelegene geeignete Klinik auszuwählen. Doch welche nun geeignet ist - das ist Ermessenssache.
Regionales Praxisnetz überweist Patienten nicht ins Krankenhaus der Kreisstadt, sondern in umliegende Orte.

Die Kassenärztliche Vereinigung hat eine differenzierte Meinung zur Einrichtung Medizinischer Versorgungszentren (MVZ). Sprecher Marco Dethlefsen: \"Es macht wenig Sinn, solche Zentren dort anzusiedeln, wo es bereits eine hohe Facharztdichte gibt. Wenn man die Versorgung aus der Fläche abzieht, sehen wir das sehr kritisch, weil die Patienten dann weitere Wege in Kauf nehmen müssen.\" Führe ein MVZ hingegen zu einer sinnvollen Ergänzung des ärztlichen Angebots, habe die Kassenärztliche Vereinigung überhaupt kein Problem damit.

Dr. Achim Rogge ist vor seiner Oldesloer Zeit stellvertretender kaufmännischer Direktor der AK Hamburg-Harburg und zugleich Geschäftsführer der Asklepios MVZ Nord GmbH gewesen und hat an der Etablierung Medizinischer Versorgungszentren in Hamburg mitgearbeitet. Barbara Heidenreich, Sprecherin der dortigen Kassenärztlichen Vereinigung, hat diesen Prozess beobachtet. Sie sagt: \"Bei uns hat Asklepios eine freiwillige Selbstverpflichtung unterzeichnet, keine Arztsitze aus den Stadtteilen abzuziehen.\"


Zur News Seite