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Medizinstudium: Regierung beschließt Internet-Uni (04.04.2011)

„Engpässe in der Finanzierung der Hochschulen, ein steigendes Bildungsangebot im Internet und nicht zuletzt die nachlassende Akzeptanz der klassischen Vorlesungen machen ein Umdenken erforderlich”, heißt es in einem Papier des Wissenschaftsrates. Seine Mitglieder haben sich in den letzten Monaten an den Universitäten und Medizinischen Hochschulen umgesehen und Gespräche mit Dozenten und Institutsleitern der theoretischen Medizin geführt.

„Wir mussten feststellen, dass der Besuch der Vorlesungen in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen ist”, erklärt ein Autor: Und die wenigen Studenten, die die Veranstaltungen noch besuchen, würden häufig einen Laptop mitbringen. Noch während der Vorlesung würden dann die Aussagen der Dozenten durch eine Google-Recherche überprüft. „Viele Kollegen fühlen sich bloßgestellt und die Bereitschaft zur Lehre sei in letzter Zeit spürbar zurückgegangen“, heißt es in dem Gutachten.

Es empfiehlt deshalb eine weitreichende Reform der vorklinischen Ausbildung. Viele Verlage hätten in den letzten Jahren neue Medien veröffentlicht, die die Tätigkeit der Dozenten gut ersetzen könnten. Einige Universitäten hätten zudem begonnen, Vorlesungen zu filmen.

„Der Medizinische Fakultätentag verfügt über eine lückenlose Mediensammlung, die derzeit für das Internet aufbereitet wird”, heißt es in dem Gutachten. Zu wichtigen Lerninhalten gebe es animierte Video-Lehrclips, die den Inhalt nach Einschätzung der Experten „häufig besser vermitteln als Dozenten, die in den Regel keine pädagogische Ausbildung haben“.

Studien haben die Überlegenheit der multimedialen Wissensvermittlung belegt. Als bezeichnend wird ein jüngst in Nature Education (2011; doi: mc.ass.0815) publiziertes Laborexperiment eingestuft, in dem die Studenten nach dem Betrachten einer Folge der Fernsehserie Dr. House Prüfungsfragen besser beantworten konnten als nach dem Besuch einer Vorlesung.

Umstritten war lange Zeit, ob auch der Anatomie-Kurs auf das Internet verlegt werden kann. Eine Lösung bietet hier ein Tablet-Computer der Firma Apple und eine innovative “App”. Es ermöglicht den Studenten, die anatomischen Strukturen mittels Fingergestik schichtweise freizulegen. “Skalpell und der penetrante Formalingeruch werden wohl der Vergangenheit angehören”, meint einer der Autoren. Apps für weitere Kurse seien in Vorbereitung.

Die iPads sollen über die Universitätsbibliotheken ausgegeben werden. Bestellungen sind ab 1. April 14 Uhr möglich. Auch eine Ausleihe auf dem Postweg sei geplant. Abgegeben werden nur Geräte der neuen 2. Generation. „Die eingebaute Kamera ermöglicht uns die Anwesenheitskontrolle der Studenten“, heißt es zur Begründung: „Nur auf diese Weise können wir die Richtlinie 2005/36/EG des Europäischen Parlaments vollumfänglich erfüllen. Sie legt fest, dass die Ausbildung unter Aufsicht einer Universität zu erfolgen hat.“

Die Bundesregierung steht den Plänen aufgeschlossen gegenüber. Nach Informationen von www.aerzteblatt.de soll die Reform noch heute vom Bundeskabinett verabschiedet werden. © rme/aerzteblatt.de


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