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Schon seit Monaten hatte es im Elblandklinikum Riesa gebrodelt. Ärzte prangerten strategisch-medizinische Fehlentscheidungen sowie eine unausgewogene und unwürdige Personalpolitik zum Nachteil des gesamten Klinikums an. Mitarbeiter in der Verwaltung und auf den Stationen sprachen von einem Klima der Angst, das von der Klinikleitung verbreitet werde. In unzähligen Briefen an die Stadt Riesa und die Sächsische Zeitung prangerten sie immer wieder die für sie nicht haltbaren Zustände im Klinikum an.
Einen Höhepunkt erreichte die Problematik, als die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KV) in der letzten Woche drei Radiologen von den Vorwürfen freisprach, in Hunderten Fällen falsche Brustkrebsdiagnosen gestellt zu haben. Funk hatte nach medizinischer Beratung mit Kieback bei der KV angezeigt, bis zu dreihundert Frauen könnten nichtsahnend an Brustkrebs leiden. Die KV hatte daraufhin 102 Mammografien nochmals begutachtet und die Vorwürfe nicht nur als haltlos, sondern auch als Kampagne gegen die Radiologen zurückgewiesen. Daraufhin waren schon Ende letzter Woche aus der Politik Rufe nach personellen Konsequenzen laut geworden. Die Grünen im Landkreis forderten den Aufsichtsrat auf, Markus Funk des Amtes zu entheben.
Diese Forderung untermauerten über das Wochenende auch 61 Mediziner in drei Schreiben an den Aufsichtsrat. Mit Blick auf die von der KV als falsch erwiesenen Mammografie-Vorwürfe heißt es in einem Schreiben von zwanzig Fach- und Oberärzten der Klinik an den Landrat Arndt Steinbach: „Da dieses Beispiel nur die Spitze des Eisbergs darstellt und durch das Handeln beider Personen ein Arbeitsklima der Angst und Unkollegialität geschaffen wurde, möchten wir Sie bitten, Herrn Funk und Prof. Dr. Kieback mit sofortiger Wirkung von ihren Aufgaben zu entbinden.“ Und: „Die von Herrn Funk und Prof. Dr. Kieback dargestellten haltlosen Äußerungen zu fehlinterpretierten Mammografiebefunden entbehren jeglicher fachlicher Grundlage und dienen lediglich dazu, langjährige fachlich kompetente ärztliche Kollegen zu denunzieren und in der Öffentlichkeit bloßzustellen. Hiermit werden Grundformen des zwischenmenschlichen Respekts und ärztlicher Kollegialität missachtet“, schreiben die Mediziner.
Insgesamt acht Chefärzte des Riesaer Krankenhauses teilten dem Aufsichtsrat mit: „Für uns ist eine weitere Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Kieback und Herrn Funk undenkbar; die Vertrauensbasis ist zerstört. Sollten die Arbeitsverhältnisse mit beiden Personen nicht aufgelöst werden, sehen wir uns nicht mehr in der Lage, unsere Arbeitsleistung adäquat erbringen zu können und werden unsererseits die Kündigung unserer Arbeitsverhältnisse vornehmen. Wir bitten Sie zur Abwendung weiteren Schadens von allen Mitarbeitern und der Elblandklinikengruppe an sich, um schnelles und entschlossenes Handeln.“
Dieser Bitte kam der Aufsichtsrat gestern nach. Dass auch Dr. Stefan Geiger, der bei vielen Mitarbeitern und Medizinern beliebt ist, gehen muss, dürfte dabei für einige überraschend kommen. Das sagte ein Aufsichtsratsmitglied der Sächsischen Zeitung. In dieser Frage aber sei das Gremium gespaltener Auffassung gewesen. Demnach habe es nur zwei Möglichkeiten gegeben: Entweder gehen beide Vorstände oder keiner. Stefan Geiger sei demnach selbst ein Opfer.
Professor Kieback kündigt Klage an
Riesas Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer sagte gestern: „Das Riesaer Krankenhaus hat nun alle Möglichkeiten für einen Neuanfang. Ich setze große Hoffnungen in die gute Arbeit der Belegschaft wie auch die der niedergelassenen Ärzte. Gemeinsam schaffen wir es, den Patienten wieder das Vertrauen zu geben, das unser Krankenhaus verdient.“
Ob die Vorstände gegen ihre Abberufung klagen werden, steht nicht fest. Professor Kiebacks Anwälte hingegen hatten bereits im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung verlauten lassen, ihr Mandant werde eine Kündigung nicht akzeptieren und sich auch gegen die damit verbundene Schädigung seines Ansehens mit allen rechtlich zulässigen Mitteln wehren.
Quelle: SZ-online.de
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